DAV Schneeschuhtour auf die Schweinfurter Hütte vom 16.-18.03.2018

Bericht des Teilnehmers Johann B. bzw. Bericht seines Rucksacks ;-))

Hochalpine Schneeschuhwanderung – ein Rucksack erzählt!

Gut, ich weiß, normalerweise schreiben hier Menschen ihre Erlebnisse. Aber ich habe mir gedacht, es ist an der Zeit, dass so eine Wanderung auch einmal aus der Sicht eines Rucksacks erzählt wird. Los ging es am 16.03.18 am Volksfestplatz in Neumarkt. Beim Dinzler gab es eine erste Pause. Wie es war, kann ich nicht genau sagen, weil unsereins wird ja bei solchen Anlässen rücksichtslos im Auto zurück gelassen. Scheint aber ganz o.k. gewesen zu sein, weil bei der Weiterfahrt hat einer gesagt: „Bis jetzt war die Schneewanderung super.“ Um 12:15 Uhr kamen wir schließlich beim Parkplatz in Niederthai auf einer Höhe von 1538 Metern an. Ich schnallte mir meinen Menschen um und los ging es, natürlich schon auf Schneeschuhen. Nach einem zügigen Aufstieg erreichten wir die Schweinfurter Hütte in 2028 m Höhe. Wie die Menschen so sind, wollten sich alle sofort ausruhen. Aber da hatten sie die Rechnung ohne den Bernhard und seine Andrea gemacht. Lawinen-Ausbildung war angesagt. So ein Piepsding wurde vergraben und dann hieß es suchen! Mein Mensch hat sich ziemlich doof angestellt. Aber die zwei jungen Menschen, die dabei waren, die hatten Ruck-Zuck den Piepser ausgegraben. Zum krönenden Abschluss wurde dann die Andrea noch eingebuddelt und dann mit den Sonden aufgespießt. War ganz lustig.
Dann gingen alle auf das Zimmer. Ich mag ja diese großen Zimmer gern. Da hat man die Chance auch mal neben jemand Interessanten abzuhängen. Also am ersten Abend da hing neben mir so eine rote Deuterine mit einer süßen gelben Blume, ich muss schon sagen. Aber gehört jetzt nicht hierher. Jedenfalls kamen die Menschen dann pünktlich um 10.00 Uhr herein, erzählten von gutem Essen und Holländern und einem jungen Bergführer mit Bart, auf den eine junge Frau mit Zopf anscheinend ein Auge geworfen hatte und lauter so uninteressante Sachen. Endlich war es ruhig und da kein Schnarcher dabei war, schlief ich ganz gut und war frisch und munter als es am nächsten Morgen nach dem Frühstück los ging. Trotz miserabler Wetterprognose am Vortag war schönster Sonnenschein. Im Gänsemarsch stapften die Menschen durch eine wunderschöne, unberührte, glitzernde hochalpine Wunderwelt. Wirklich überwältigend. Nach 5 Stunden war das Ziel, die Zwieselbach-Scharte auf 2930 Meter erreicht. Andrea hat noch verzweifelt versucht, sich die letzen 70 Höhenmeter zu strecken, um die 3000 zu erreichen. Hat aber nicht geklappt. Dann sind die Menschen plötzlich ganz ruhig geworden und haben die Natur auf sich wirken lassen. Danach ging es wieder den Hang hinunter. Aber wie! Alle sind mitten durch den Tiefschnee nach unten, ja ich muss schon sagen, gesprungen, gehüpft und gepurzelt. Und ein Gekreische war das. Ich selbst bin mit dem Gesicht voll im Schnee gelandet. Manchmal sind erwachsene Menschen wirklich kindisch. Aber ein großer Spaß war das schon. Dann machten wir uns auf dem Rückweg und alle kamen zwar erschöpft aber glücklich in der Hütte an.
Am nächsten Tag war wieder eitel Sonnenschein. Inzwischen glaube ich ja, dass der Bernhard gar keine Lawinensuchgeräte dabei hatte. Das waren Sonnensuchgeräte. Wenn man die auf Senden stellt, dann werden sie von der Sonne angepeilt. So muss das sein, denn am Vorabend hieß es noch, das Wetter wird schlecht. Dreimal dreihundert Höhenmeter waren nun angesagt. Hinauf auf das Gipfelkreuz der Kaspresspitze auf 2954 m. Das letzte Stück war dann wirklich steil. Also richtig steil. Ich habe natürlich gemerkt, dass einigen dabei ganz mulmig war. Aber die Menschen, die tun dann immer besonders cool und so hat sich keiner etwas anmerken lassen. Bernhard und Andrea haben ja auch gut auf alle aufgepasst und sie angefeuert. Alle waren superhappy als sie am Gipfel standen. Der Blick von oben war „gigantisch“, „atemberaubend“, „irre“, sowas haben zumindest die Menschen behauptet. Gut, zugegeben, war wirklich besonders. Zwei Sachen will ich noch erzählen, die auf dem Rückweg passiert sind. Kaum vom Gipfel abgestiegen hielten alle an. Eine Menschenfrau holte kleine Becher und ein Fläschchen aus einem meiner Kollegen. Alle bekamen zu trinken und plötzlich sangen sie „Hoch soll er leben“ und solche Sachen. Vielleicht deshalb, weil wir so hoch oben waren. Und von einem ganz komisches Ritual muss ich noch erzählen, das öfter vorgekommen ist. Manchmal halten alle an. Dann wird zu den Männern gesagt, sie sollen zum Beispiel einen bestimmten Berg genau beobachten. Das tun die dann auch. Derweilen schleichen Frauen nach hinten davon und setzen sich in den Schnee. Ich hab das gesehen, weil ich häng ja am Rücken. Dann kommen sie zurück, alle tun so, als wäre nichts gewesen und gehen weiter. Wie gesagt, vielleicht ist das eine Art Beschwörungsritual zum Lawinenbannen oder so ähnlich. Als einfacher Rucksack kann ich auf jeden Fall nicht verstehen, was das soll. Nun gut. Auf jeden Fall ging es jetzt zurück zur Hütte. Es gab Mittagessen und dann war schon Aufbruchzeit zurück zum Parkplatz. Der Rückweg war noch einmal ein Highlight. Die Menschen schwärmten von einer mystischen Winter-Waldlandschaft. Auch ich war auf Wolke Sieben, weil ich die meiste Zeit neben der roten Deuterine getragen wurde. Dann war auch schon der Parkplatz da. Es ging ans Einpacken und Verabschieden. So wie die Menschen sich benahmen, hatten sie sich anscheinend alle lieb gewonnen. Bernhard und Andrea wurden hoch gelobt und alle schwärmten davon wie schön es war. Ich denke, die sind irgendwann auf jeden Fall wieder dabei. Und ich hoffe, ich finde auch bald wieder einen Menschen, der mich durch diese Schneeglitzerwelt trägt. Übrigens, sollte jemand die Mobilnummer von der roten Deuterine mit der gelben Blume wissen, her damit.