Koshas

Die 5 Hüllen des menschlichen Körpers nach der yogischen Philosophie.

Sie führen uns vom physischen Körper bis zu unserem wahren Ich: unserer Seele bzw. inneren Glück.

  1. Der physische Körper
    => Annamaya Kosha
  2. Der Energiekörper
    => Pranamaya Kosha
  3. Geist & Denken
    => Manomaya Kosha
  4. Intelligenz & Intuition
    => Vujnanamaya Kosha
  5. Glückseligkeit, innerer Frieden
    & höheres Bewusstsein
    => Anandamaya Kosha


Annamaya & Pranamaya Kosha

Zum Annamaya Kosha würden wir allgemein einfach “Körper” sagen. Er ist unsere anfassbare, physische Hülle, die aus den Elementen geformt wird. Seine Funktion ist es, uns eine Gestalt für unsere Existenz zu bieten.

Pranamaya Kosha ist das, was dem physischen Körper Leben einhaucht. Prana bedeutet Energie. Damit ist die Lebensenergie an sich gemeint, aber auch spezielle Formen von Energie, die alle eine eigene Funktion im Körper erfüllen.

Beide Schichten sind eng miteinander verknüpft. Die Energien (Pranas) steuern die Körperfunktionen und beeinflussen dadurch, wie gesund unser Körper ist. Gleichzeitig nehmen wir über unseren Körper
(u. A. über Sauerstoff und Ernährung) überhaupt erst Energie auf.

Wie Du Störungen erkennst und was hilft!

Wenn der physische und energetische Körper in Balance sind, sind wir bei bester Gesundheit und fühlen uns voller Energie. 

Wenn sie aus der Balance geraten, kann der Körper nicht mehr harmonisch funktionieren. Körperliche Abläufe werden gestört, wir haben weniger Energie und mit der Zeit zeigen sich physische Krankheiten.

Was hilft? Um den physischen Körper zu stärken, helfen Asana-Übungen (Körperübungen) und eine gesunde Ernährung. Den Energiekörper bringst Du mit Pranayama (Atemübungen) wieder auf Zack. 

Manomaya Kosha & Vijnanamaya Kosha

Was ist eigentlich der Geist? Intuitiv würden wahrscheinlich viele sagen: Das, was denkt. Die Yoga-Philosophie macht sich die Antwort aber nicht so leicht und unterscheidet mehrere Schichten und Bestandteile des Geistes. 

Manomaya Kosha (der Mental-Körper) ist die "untere" Schicht dieses Geistes. Sie besteht aus Manas (dem “mind” oder Verstand), Chitta (Unterbewusstsein) und Jnana Indriyas (Sinneswahrnehmungen). Ihre Funktion ist das automatisierte und pragmatische Denken und Handeln. Hier liegen auch unsere Stimmung und unser Antrieb zur Handlung: Lust und Begehren, Wut, Hochgefühl und Begeisterung oder Niedergeschlagenheit. 

Hast Du mal vom “Monkey Mind” gehört? Das ist der Affengeist, der den ganzen Tag in unserem Kopf vor sich hin plappert, dabei auch viel Quatsch erzählt und sich permanent ablenken lässt. Das ist das Manomaya Kosha

Im Vijnanamaya Kosha (Intellekt-Körper) geht es viel ruhiger zu. Es ist die höhere Schicht des Geistes für wahre Erkenntnis. Sie besteht aus Buddhi (Intellekt) und Ahamkara (Ego). Seine Funktion ist, zu unterscheiden, die wahre Natur von etwas zu erkennen und Entscheidungen zu treffen.  

Wie Du Störungen erkennst und was hilft:
Wenn diese geistigen Ebenen in Balance sind, sind wir innerlich ruhig, können klar denken, uns gut konzentrieren und richtig von falsch unterscheiden.  

Wenn sie aus Balance geraten, neigen wir zu “Overthinking” (zu viel Grübeln), fühlen uns verloren und orientierungslos, sind Ich-Zentriert oder können psychische Erkrankungen entwickeln. 

Was hilft?

Um Manomaya Kosha auszugleichen, kannst Du Yama und Niyama (die yogischen Verhaltenscodexe im Yoga Sutra*)) und Karma Yoga praktizieren. Vijnanamaya Kosha stärkst du, indem Du Dich mit höheren Lehren (yogischen oder anderen Philosophien) beschäftigst, durch Sinnsuche und Meditation. 

*) siehe auf der Homepage, ebenfalls in der Bibliothek der Philosophie, der 8gl. Pfad nach Patanjali.

Anandamaya Kosha

Anandamaya Kosha ist die feinste Hülle, die sich um unseren wahren Wesenskern legt. Sie ist die Ebene, die Schicht, der Körper der reinen Glückseligkeit.

Es ist nicht leicht, sie näher zu beschreiben, denn sie entzieht sich unserem Denken und deshalb entzieht sie sich auch unserer Sprache. Das ist ein bisschen, wie wenn Du versuchst die Liebe zu beschreiben. Natürlich finden wir Worte dafür, aber können Worte die unermessliche Weite des Gefühls echter, selbstloser Liebe wirklich fassen? Wohl kaum.

Anandamaya Kosha ist da ganz ähnlich. Sie ist die Ebene, in der sich die grundlose, stets vorhandene Glückseligkeit unseres Wesenskerns, des Atman, spiegelt.

(Einschub: Die Yoga-Philosophie geht davon aus, dass Du in Deinem Wesenskern bereits reine Glückseligkeit bist.)

Wenn wir nun im Grunde bereits glückselig sind, warum fühlt sich das dann so oft gar nicht danach an? 

Die Antwort lautet: weil wir unsere natürliche Glückseligkeit zugeschüttet haben mit all den Begierden und Abneigungen unseres Geistes. Unser Denken ist die meiste Zeit damit beschäftigt, das Eine haben zu wollen und das Andere zu vermeiden. Das ist hilfreich, wenn Du einkaufen gehst, sonst kämest Du mit einer Tüte/Sackerl voller Blödsinn nach Hause.

Dieses ständige Wollen und Nicht-Wollen ist aber letztlich ein dauernder, innerer Konflikt.
Wenn es um die Frage geht, ob Du Nudeln oder Reis kaufen sollst, ist dieser Konflikt einfach zu lösen und erzeugt normalerweise kein Leid in Dir. Du entscheidest Dich für das Gericht, das in Dir mehr Zu- und weniger Abneigung erzeugt.

Aber was ist mit der Entscheidung, ob Du diesen Job weitermachen sollst oder nicht, ob Du diese Beziehung so leben möchtest oder nicht? Das sind Entscheidungen, die hohes Potential für innere Konflikte haben und damit auch ein hohes Potential, Dich sowohl glücklich, als auch unglücklich zu machen. 

Ananda hingegen, ist nun ein Zustand der absoluten Abwesenheit von Konflikt. In dem Moment, in dem jeglicher Konflikt aufgehört hat, kommt unser wahrer Wesenskern zutage und dieser besteht, lt. Yoga-Philosophie, aus Glückseligkeit.

Glückseligkeit ist die Abwesenheit von Konflikt.

Was kann ich nun also aktiv tun, um diese Glückseligkeit zu erfahren, wenn ich doch weiß, dass jegliches Wollen wieder zu einem inneren Konflikt führt, der mich von Ananda entfernt, anstatt näher zu bringen?

Das ist doch die Quadratur des Kreises? Das ist doch paradox. Ja, genau, das ist es! Und genau das war eingangs gemeint mit:
Ananda entzieht sich unserem Denken.

Was also tun?

Antwort:

Es geht nicht darum zu tun, sondern darum, nicht zu tun.

Es geht um das - im Yoga vielbeschworene - Loslassen. Es geht um die Fähigkeit anzunehmen, was da ist, egal, ob erwünscht oder unerwünscht. Es geht um radikale Akzeptanz des Augenblicks, ganz gleich, wie er sich Dir gerade zeigt. Es geht darum, nicht ständig irgendwas anders haben zu wollen, als es nun mal eben ist.

Du bist voller Ungeduld? Ok, sei voller Ungeduld. Du bist voller Liebe? Ok, das ist weder besser noch schlechter, sei einfach voller Liebe. Du warst nicht so häufig auf der Yoga Matte, wie Du wolltest? Ok, das ist weder gut noch schlecht. Es ist einfach so, lass es so sein.

Fazit: wenn Du Glückseligkeit erfahren möchtest, musst Du aufhören, Glückseligkeit unbedingt zu wollen. Versuche erst gar nicht, das jetzt mit dem Verstand zu ergründen, (schicke ihn zum Einkaufen ;) Du hingegen gehe auf die Ebene des Gefühls, versuche "absichtslos" zu sein und nimm radikal alles an, was sich Dir in jedem Augenblick zeigt.

Wenn Du dies jetzt liest lade ich dich zu folgender „Aufgabe des Tages“ ein:

Habe keine Erwartungen

Lass' los und nimm an!

Erwartungen halten uns oftmals davon ab, mit dem glücklich zu sein, was wir haben. Wenn Du heute auf die Matte gehst, dann mache Dich vorher frei von allen Erwartungen. Oder anders formuliert: übe Dich heute in radikaler Akzeptanz von allem, was Du auf der Matte erlebst - egal, ob angenehm oder unangenehm.

 

Quelle: YogaTage 2022 von Yogamehome